Die Frage, ob man ein Pferd vor dem Training füttern sollte, wird häufig gestellt. Die meisten von uns wurden von ihren Eltern immer wieder darauf hingewiesen, dass sie 30 Minuten nach dem Essen nicht schwimmen sollten, weil sie sonst einen Muskelkrampf bekämen. Daher neigen wir im Allgemeinen zu der Ansicht, dass es nicht ratsam ist, vor dem Training zu essen. Aber ist das auch bei Pferden der Fall? Die Antwort lautet ja und nein...
Leerer Magen oder voller Magen vor dem Training?

Das Pferd ist ein monogastrisches Tier und ein ständiger Weidegänger, also sollte der Magen eines Pferdes logischerweise nie leer sein. Ein voller Magen ist wichtig für das Pferd, da er verhindert, dass die Magensäure aus dem unteren Teil des Magens herumspritzt und die oberen Abschnitte des Magen-Darm-Trakts reizt. Dieser Säurespritzer, der bei Pferden auftritt, die mit leerem Magen trainiert werden, trägt vermutlich zur Entstehung von Magengeschwüren bei.
Daher sollten Ihr Pferd vor dem Training nie einen ganz leeren Magen haben. Ein kleines Futter schützt das Pferd auf zwei Arten vor Magengeschwüren. Durch das Kauen des Futters wird die Speichelproduktion angeregt, und der Speichel wirkt als Puffer im Magen. Außerdem füllt das Futter den Magen und verhindert, dass die Magensäure herumspritzt.

Was Sie vor dem Training füttern, ist sehr wichtig. Sie sollten Ihrem Pferd vor dem Training nur Raufutter füttern, und zwar vorzugsweise langstieliges Raufutter wie Heu. Heu erfordert viel Kauen und regt die Speichelproduktion an, die den Magen gut puffert. Zwar ist jedes Futter, das Teil der täglichen Ernährung Ihres Pferdes ist, akzeptabel, doch wenn Sie sich Sorgen um Magengeschwüre bei Ihren Pferden machen, hat sich Luzerneheu als hilfreich erwiesen, wenn es um die Vorbeugung oder Lösung von Geschwüren geht.

Wie viel Heu sollte gefüttert werden?
Sie sollten Ihrem Pferd vor dem Training zwar keine große Menge Heu füttern, aber doch genug, um den Magen zu füllen. Je nachdem, wann Ihr Pferd das letzte Mal gefüttert wurde, sollten Sie zwischen 200 und 300 g/100 kg Körpergewicht füttern, wobei Sie die größere Mahlzeit verwenden sollten, wenn Ihr Pferd 5 oder mehr Stunden lang nicht gefüttert wurde, und die kleinere Mahlzeit, wenn die letzte Mahlzeit 5 Stunden oder weniger her ist.

Was sollte vor dem Training nicht gefüttert werden?
Füttern Sie innerhalb von 4 bis 5 Stunden vor einem Ausritt oder einer sportlichen Betätigung keine großen Getreidemengen, auch kein stärkehaltiges oder zuckerhaltiges Futter. Die Stärke und der Zucker in diesen Futtermitteln werden vom Dünndarm größtenteils als Glukose aufgenommen, was die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse des Pferdes auslöst. Der Blutzucker- und Insulinspiegel nach einer Getreidefütterung erreicht in der Regel 2 bis 3 Stunden nach der Mahlzeit seinen Höchststand und kehrt innerhalb von 4 bis 5 Stunden auf den Normalwert zurück. Insulin ist ein Hormon, das den Muskeln und Organen des Pferdes befiehlt, Glukose zu speichern. Wenn sich also zu Beginn des Trainings Insulin im Blut des Pferdes befindet, ist das Pferd nicht in der Lage, die Glukosespeicher zu mobilisieren, um während der Arbeit Glukose zu verbrennen und die Muskeln mit Energie zu versorgen (weil das Insulin den Muskeln befiehlt, die gesamte Glukose zu speichern). Auch die Fähigkeit des Pferdes, Fett als Energiequelle zu verbrennen, ist bei Anwesenheit von Insulin eingeschränkt. Wird ein Getreide oder ein Futter mit hohem Stärke- und Zuckergehalt zu kurz vor der Belastung gefüttert, gehen dem Pferd die Energievorräte in den Muskeln aus und es ermüdet schnell.

Dieses Konzept ist besonders wichtig bei intensiver Bewegung, bei der die Glukosevorräte des Pferdes sehr schnell verbraucht werden. Bei Ausdauerbelastungen sollten innerhalb von 4 bis 5 Stunden vor Beginn der Belastung keine großen Körnermahlzeiten gefüttert werden. Kleinere Körnermahlzeiten können jedoch während der Belastung gefüttert werden, um die Muskelglykogenspeicher aufzufüllen und die Zeit bis zur Ermüdung zu verlängern.

Zusammenfassend ...
Pferde sind Dauerfresser, so dass sie theoretisch immer einen vollen Magen haben sollten. Die Fütterung einer kleinen Heumahlzeit oder eines Faserfutters (Fiber Fresh ist sehr geeignet aufgrund der einfachen Verdaulichkeit) kurz vor dem Training, insbesondere wenn die letzte Fütterung 2 oder mehr Stunden zurückliegt, regt sie die Speichelproduktion an und füllt den Magen, um ihn vor Magengeschwüren zu schützen.

Im Gegensatz dazu sollten keine große Getreide oder andere stärkehaltigen oder zuckerhaltigen Futtermittel innerhalb ein paar Stunden vor dem Training gefüttert werden, da diese Futtermittel eine Insulinreaktion auslösen, die das Pferd daran hindert, die Muskelglykogen- und Fettspeicher zu mobilisieren, die es zur Versorgung der Muskeln während des Trainings benötigt. Dies führt dazu, dass Ihr Pferd schnell ermüdet.